Am 5. August 1731 wurde unsere Kirche nach gut vier Jahren Bauzeit eingeweiht, so dass sie in diesem Jahr also seit 290 Jahren mitten in Köppern steht.
Aus Rechnungen des 16. und 17. Jahrhunderts zu Anschaffungen und Reparaturarbeiten geht hervor, dass es einen kleinen Vorgängerbau gab, der sehr wahrscheinlich auch an gleicher Stelle stand. Die beiden Grabplatten an der Kirchenrückseite, auf 1615 bzw. 1723 datiert, wurden jedenfalls bei Grabungen vor ca. 90 Jahren im Umfeld der Kirche gefunden, was auf einen früheren Kirch- bzw. Friedhof hinweist.
Zu dem Neubau kam es aufgrund der Baufälligkeit, des „elenden Zustands“ der alten Kirche, „ein kleines und miserable erbautes Kirchlein“, wie es 1722 in einem Brief der Gemeinde an den Landgrafen in Homburg heißt. Seit diesem Jahr gab es wohl den Plan, neu zu bauen.
Ein Einwohnerverzeichnis von 1709 nennt 91 Haushalte, entsprechend gab es zur Bauzeit vielleicht 300 bis 500 Bewohner, einschließlich Kinder. In einem Brief von 1724 an den Homburger Landgrafen wird um die Erlaubnis gebeten, einen Kirchenneubau anfangen zu dürfen, verbunden mit der persönlichen Verpflichtung, für den Beginn und Fortgang des Baues einzustehen. „Welche dann in der Gemeind willens, solch Werk anzufangen und mit Gott zu vollführen, sich eigenhändig unterschrieben. So geschehen d. 30t. 7bris 1724“. Darauf folgen 36 Familiennamen, von denen einige noch heute in Köppern zu finden sind. Diesen Menschen, ihrer Hartnäckigkeit, ihrem Mut und ihrer Risikobereitschaft ist wohl zu verdanken, dass der Bau dann einige Jahre darauf begonnen wurde.
Wie aber hat eine kleine Gemeinde die Kosten aufgebracht für ein Gebäude dieser Größe?
Zum einen war im Vorfeld schon Geld gesammelt worden, u.a. durch den Verkauf von Holz und Ziegeln der alten Kirche. Bauholz und Steine gab es im Gemeindewald. Kredite wurden aufgenommen, die die Gemeinde dann noch Jahrzehnte belasteten. Von vielen Gemeindegliedern und Auswärtigen, u.a. dem Landgrafen, wurden kleine und größere Beträge gespendet.
Aber das reichte bei weitem nicht. Also hieß es sich auf die Socken zu machen: Männer wurden mit Empfehlung des Oberpfarrers von Homburg erst in die nähere Umgebung geschickt, z.B. in alle Orte bis Usingen und Friedberg, um eine Kollekte von Haus zu Haus für den Kirchenbau in Köppern zu erbitten. In dem Anschreiben heißt es „Dass die arme Gemeinde … ihr um und um ruinöses Gotteshaus… abbrechen müssen und nun … ein neues aufzubauen, … ein solches wird nicht nur hiemit attestieret, sondern auch untertänigst, gehorsamst und freundlich gebeten, dass obgedachter Gemeinde mit einer beliebigen Beisteur möge gnädigst und hochgeneigt succurieret (beigesprungen) … werden“.
Eine zweite Sammlung ging in das Gebiet von Hanau, Kassel und Dillenburg. Trotz, oder vielleicht wegen, der großen Ausdehnung dieser Kollektenreise blieb der Erfolg weit hinter dem der ersten zurück, zumal ein Drittel des Betrags schon für Reisekosten gebraucht wurde. Dennoch wurde noch eine dritte Reise in die Region Darmstadt geplant und der dortige Landgraf um Erlaubnis gebeten, die auch für einen späteren Zeitraum erteilt wurde, da vorher schon andere Sammlungen genehmigt worden seien. Daraus lässt sich schließen, dass diese Art des Geldeinwerbens durchaus üblich war. Fundraising vor 290 Jahren!
Auch wenn uns der geschilderte Prozess mühsam und eben aus einer anderen Zeit vorkommt, sind wir noch heute bei der Unterhaltung der Gebäude auf die Spendenbereitschaft der Gemeindemitglieder und der gesamten Bürgerschaft angewiesen. Wir sind dankbar, dass die Kirche noch mitten im Dorf steht, dass Menschen gerne unterstützen, wie zuletzt bei der Reparatur der Glockenanlage. Wir stehen als Köpperner evangelische Christen in der Reihe der Menschen, die vor uns hier gelebt, geglaubt und sich eingesetzt haben.
Quellen:
Blaß, Heinrich: Chronik von Köppern
Jäger, Dr. Karl: Der Kirchbau in Köppern 1727 – 31